- Nachbericht -
Das Barcamp wurde von einer Gruppe aus bürgerschaftlich Engagierten, Vertreter:innen der Universität Duisburg-Essen, der Ehrenamt Agentur Essen e.V. und dem Caritasverband für die Stadt Essen e.V. / Caritas-SkF-Essen gGmbH (cse) vorbereitet.
Der Tag startete mit Impulsen von Professorin Dr. med. Kathy Keyvani (Leiterin der Neuropathologie am Universitätsklinikum Essen) und Herrn Muchtar Al Ghusain (Geschäftsbereichsvorstand Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen). Im Anschluss wurde in zahlreichen Sessions weiter an inhaltlichen Schwerpunkten gearbeitet.
Einige Kolleg:innen des Caritasverbandes für die Stadt Essen e.V. / cse waren auch dabei, ihre Eindrücke schildern Anika Brüggemann (Referentin „Caritas macht Schule / youngcaritas“, Caritasverband für die Stadt Essen e.V.), Theresa Frye (Referentin „Caritas und Pastoral“, Caritasverband für die Stadt Essen e.V.), Kristin Heinrichs (Fachabteilung Integration und Migration, cse) und Merlin Patalong (Konfliktmoderator, Kriminalpräventive Maßnahmen, cse).
Wie habt ihr das Barcamp insgesamt erlebt, was sind eure allgemeinen Eindrücke?
Kristin Heinrichs: Die Stimmung den gesamten Tag über war lebendig und positiv. Es ist sehr schön zu sehen, wie viele Menschen sich für das gute Zusammenleben in Essen stark machen und bereit sind, in den Austausch zu gehen. Die Mischung aus Input und Gespräch machen das Barcamp für mich zu einer besonderen Veranstaltung. Ich habe einige neue Kontakte knüpfen können und bin inspiriert durch die Projekte, die ich kennen lernen durfte. Besonders der Gabenzaun aus Altenessen und der ehrenamtliche Einsatz dahinter haben mich begeistert.
Merlin Patalong: Da kann ich mich Kristin nur anschließen, ich habe das Barcamp als eine offene Zusammenkunft von Menschen erlebt, die einen riesigen Spaß daran haben sich auszutauschen, kennenzulernen und gemeinsam zu diskutieren. Die Stimmung war ausgelassen und hat direkt für eine angenehme Atmosphäre schon bei der Ankunft gesorgt.
Anika Brüggemann: Bunt und lebendig! Die Themen der verschiedenen Barcamp-Sessions haben gezeigt, aus welch´ unterschiedlichen Perspektiven Diversität in der Stadtgesellschaft betrachtet werden kann und muss! Das Barcamp war die perfekte Möglichkeit neue Netzwerke zu knüpfen und sich gemeinsam auch in Zukunft für Vielfalt in Essen stark zu machen.
Anika, ihr habt in eurem Alltag viel mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun. Welche Rolle spielen dort die Themen Diversität und Teilhabe?
Anika Brüggemann: Eine große Rolle! Schauen wir einmal auf unsere Engagierten in den Schulen und auch außerhalb davon. Es gibt nicht den einen „Typ Engagierten“, sondern es ist bunt gemischt. Die eine geht zur Schule, die andere ist frisch nach Deutschland gekommen und möchte durch das Ehrenamt andere Menschen und die Sprache (kennen)lernen, ein weiterer ist gerade in der Prüfungsphase und freut sich das Ehrenamt als „Lernpause“ zu nutzen, der nächste ist als AuPair in Essen und möchte Kontakte knüpfen und wieder eine andere ist in ihrer Freizeit künstlerisch aktiv und nutzt Projekte wie #PlatzfürToleranz (youngcaritas.de) um aktiv zu werden.
Auch die Projekte sind sehr divers, denn die Aktionen finden meist nicht nur mir den jungen Engagierten, sondern häufig im Kontakt mit anderen Zielgruppen statt. So gab es bspw. schon gemeinsame Projekte mit Kitas oder in den Zentren 60plus für unsere wöchentlich stattfindende Smartphone-Sprechstunde (digitale Teilhabe 😉). Wir möchten unser youngcaritas-Motto #IchStehAufVielfalt in vielerlei Hinsicht gerecht werden. Also JA, Diversität und Teilhabe sind uns ein großes Anliegen!
Theresa, du arbeitest eng mit Pfarreien und Gemeinden zusammen, mit tradierten Systemen. Aber auch da gibt’s einiges an Bewegung und Entwicklung. Was nimmst du aus dem Barcamp für deine Arbeit mit?
Theresa Frye: In der Arbeit in den Pfarreien ist es wichtig, eine Haltung zu zeigen! Kirche kann nur offen und lebendig sein, wenn dies nach haußen hin auch spürbar ist. Um für mich persönlich an meiner Haltung zu arbeiten sind Orte wie das Barcamp wichtig, um Menschen in ihren verschiedenen Alltagen begegnen zu können.
Kristin, Merlin – ihr seid beide auch in der Quartiersarbeit tätig. Wo seht ihr Herausforderungen und wie kann ein solches Barcamp Bestandteil der Bürgerbeteiligung sein?
Merlin Patalong: Herausforderungen in Bezug auf Diversität und Teilhabe gibt es viele, wir leben z.B. in einer sehr dynamischen Zeit und Gesellschaft, alles ist stets im Wandel. Dennoch leben Menschen in ihrer individuellen lebensweltlichen Geschwindigkeit. Das ist nichts Schlechtes und vollkommen in Ordnung. Jeder Mensch muss für sich das eigene Tempo und auch das eigene Maß an Lust auf Neues finden. Vielfalt und Dynamik können dabei erschlagend wirken. Es ist jedoch für ein demokratisches Zusammenleben wichtig, offen zu sein für Neues. Es gibt weiteraus mehr Lebensmodelle, als das eigene.
In der Quartiersarbeit geht es auch immer darum, gemeinsam sein Quartier zu gestalten und zu beleben. Hierbei sollte sich niemand abgehängt oder ausgeschlossen fühlen, unabhängig von Tempo oder Lebensmodell. Die Quartiersarbeit ist immer auch ein Prozess, der nie abgeschlossen sein wird.
Kristin Heinrichs: Eine Herausforderung in Essen sehe ich darin, die gute Arbeit - die in den Quartieren geleistet wird - und den vorhandenen Erfahrungsschatz der einzelnen Menschen - im Miteinander zu verknüpfen. So könnten wir von den guten Ideen der Anderen profitieren und auch lernen. Manchmal erlebe ich, dass Menschen nur bis zur Grenze ihres Stadtteils denken. Diese Haltung aufzuspannen u. den Blick zu weiten, sind wichtige Faktoren für das friedliche Zusammenleben in einer Stadtgesellschaft.
Es gibt regelmäßig reißerische Berichte über Quartiere, in denen viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Das Engagement in diesen Stadtteilen und die wunderbaren sozialen Projekte werden dabei häufig nicht beachtet. Das Barcamp ist darum auch ein Ort, in dem wir bewusst einen Austausch anbieten, um über den Tellerrand des Quartiers hinaus zu schauen. Wir lernen neue Menschen kennen und können - im besten Fall - voneinander profitieren und uns gegenseitig unterstützen.